Kindes- und Jugendalter
Sprachentwicklung
Entwicklung der Sprachproduktion II
Strategien des Spracherwerbs
Bei der Erklärung des Spracherwerbs von Kindern geht man davon aus, dass gewisse Regeln zur Anwendung kommen, die den Spracherwerb erleichtern. Diese Regeln lauten wie folgt (Markman, 1984):
- Ganzheitsannahme: Hiermit ist gemeint, dass Kinder davon ausgehen, dass sich Worte auf ganze Objekte oder deren Eigenschaften beziehen.
- Taxonomieannahme: Hier ist die Annahme, dass sich Wörter auf Dinge gleicher Art beziehen.
- Disjunktivitätsannahme: Diese Regel besagt, dass ein Objekt nur einen Namen haben kann.
Benennungsexplosion
Die Benennungsexplosion (oder auch Benennungsspurt) bezeichnet das Phänomen, dass es nach ca. 18 Lebensmonaten zu einem enormen Zuwachs des Wortschatzes kommt. Dies erklärt man wie folgt:
- Einsicht: Dass die Kinder verstehen, dass jedes Ding einen Namen hat führt zu verstärktem Interesse an den Namen dieser Dinge (Stern & Stern, 1907).
- "Was"-Fragen: Kinder zeigen verstärktes Interesse an den Namen von Objekten und äußern dies durch spezifische Nachfragen.
- Aktivität: Die Kinder werden in diesem Alter selbst aktiv und erkunden ihre Umwelt.
Relativierung
Aber: Der angesprochene Anstieg des Wortschatzes kann nur im Mittel festgestellt werden. Deshalb muss man dieses Phänomen relativieren. Allerdings haben Kinder, die erst nach dem 24. Monat einen erhöhten Anstieg des Wortschatzes zeigen eine höheres Risiko eine Sprachentwicklungsstörung auszubilden (Oerter/Montada, 1998).
Pragmatik
Unter Pragmatik des Sprachgebrauchs versteht man, dass die Sprache an den jeweiligen Interaktionspartner angepasst wird. Das hat zur Folge, dass mit einem jüngeren Kind anders kommuniziert wird als zum Beispiel mit einem Erwachsenen. Man passt sich somit dem Wissensstand seines Gesprächspartners an (vgl. Pinquart, 2011).
elterliches Verhalten
Das elterliche Sprachverhalten gegenüber dem Kind lässt sich in drei verschiedene Arten unterteilen:
- Baby-Talk: Hier betonen die Eltern durch verstärkte Intonation die Sprachmelodie. Dem Kind wird es dadurch erleichtert phonologisches Wissen zu erwerben und Unterschiede in der Sprache zu entdecken. Diese elterliche Verhalten fördert also die Spracherkennung.
- Stützende Sprache: Wenn das Kind ca. 1 Jahr alt ist, wird es explizit von den Eltern dazu angehalten Wörter zu erlernen. Es kommt zum Beginn der Bildung des Wortschatzes. Diese Phase dient der Spracheinführung.
- Lehrende Sprache: In dieser Phase soll das Kind Sprache produzieren. Es wird verbessert, falls Fehler gemacht werden. Diese Phase ist sprachanregend und dient dem Erlernen der Grammatik.