Kindes- und Jugendalter
Entwicklungsstörungen und entwicklungsfördernde Interventionen
Grundbegriffe
Begriffe
Risikofaktoren sind diejenigen Faktoren, welche die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Entwicklungsprobleme auftreten. Schutzfaktoren nennt man diejenigen Faktoren, die das Risiko für das Auftreten von Entwicklungsproblemen vermindern, beziehungsweise die Wirkung von Risikofaktoren abschwächen. Vulnerabilität ist der Grad der Anfälligkeit einer Person für Störungen und bestimmt sich aus der Wechselwirkung von Risiko- und Schutzfaktoren.
Im sogenannten Diathese-Stress-Modell geht man davon aus, dass zusätzlich zu Risikofaktoren auch Umwelteinflüsse auftreten müssen, damit eine beeinträchtigte Entwicklung entsteht. Unter Resilienz (psychische Widerstandsfähigkeit) versteht man, dass Personen mit hohen Risikofaktoren eine vergleichsweise günstige Entwicklung nehmen. Bei Entwicklungsstörungen geht man davon aus,
- dass sie auf einem Kontinuum von normaler und gestörter Entwicklungen liegen,
- dass im Sinne einer Multifinalität die gleichen Entwicklungsbedingungen zu verschiedenen Konsequenzen führen können,
- und dass im Sinne einer Äquifinalität eine Entwicklungsstörung auf unterschiedlichen Wegen entstehen kann.
ICD-10
Nach ICD-10 ist eine Entwicklungsstörung dadurch gekennzeichnet,
- dass ihr Beginn in der Kindheit liegt,
- dass eine Einschränkung oder Verzögerung der Entwicklung von Funktionen vorliegt und diese eng verknüpft ist mit der biologischen Reifung des Zentralnervensystems,
- dass ein stetiger Verlauf ohne sonst typische Remissionen (Rückbildung der Sympomatik) und Rezidive (Rückfälle) vorliegt. Allerdings nehmen die Beeinträchtigungen mit dem Alter ab.
Beispiele für Störungen
- Video 15: Beispielvideo für eine autistische Störung
Beispielvideo für ADHS: Hier klicken
Häufigste Störungsbilder
Die vier häufigsten Störungsbilder im Kindes- und Jugendalter sind (Prozentangaben basieren auf Ihle & Esser 2002):
- Angststörungen (etwa 10.4%)
- Aggressiv-dissoziale Störungen (etwa 7.5%)
- Depressive Störungen (etwa 4.4%)
- Hyperkinetische Störungen (ADHS) (etwa 4.4%)
Risiko- und Schutzfaktoren für Angststörungen
Die folgende Tabelle zeigt beispielhaft für Angststörungen Risiko- und Schutzfaktoren:
Risikofaktoren für Angststörungen | Schutzfaktoren für Angststörungen |
---|---|
Erblichkeit bei Angstsymptomen ca. 0.33 (Eley, 2001). Genetischer Effekt über das Temperamentsmerkmal Verhaltenshemmung vermittelt. | Selbstregulationsfähigkeiten |
Ängstlichkeit der Eltern | Internale Kontrollüberzeugung |
überbehütendes Elternverhalten | Soziale Unterstützung |
unsichere Bindung an die Eltern | |
traumatische Erfahrungen |