Kindes- und Jugendalter
Begriff, Theorien und Modelle der Entwicklungspsychologie
Der Begriff der Entwicklung
In der Entwicklungspsychologie herrscht größtenteils Heterogenität in Bezug auf den Begriff der Entwicklung vor. Sucht man einen kleinsten gemeinsamen Nenner, auf den sich Entwicklungspsychologen der unterschiedlichen Paradigmen verständigen können, sollte man diese von Pinquart et al., 2011 vorgeschlagene Definition aufgreifen:
Definition
Unter psychischer Entwicklung des Individuums versteht man die geordnete (regelhafte), gerichtete und längerfristige Veränderung des Erlebens und Verhaltens über die gesamte Lebensspanne.
psychische Entwicklung
Weitere Begriffe
Im Zusammenhang mit der Definition der psychischen Entwicklung können noch weitere Begriffe angeführt werden (vgl. Pinquart et al., 2011):
- Reifung: Unter diesem Begriff versteht man gewisse Entwicklungen, die biologische Grundlagen besitzen. Ein Beispiel hierfür ist die Zunahme des Arbeitsgedächtnisses.
- Sensible Phasen: Diese Zeit ist gekennzeichnet durch eine erhöhte Sensibilität für Umwelteinflüsse. Hinweise dafür findet man zum Beispiel bei der Sprachentwicklung.
- Stabilität: Stabil ist eine psychologische Variable genau dann, wenn sie sich in ihrer Ausprägung nicht verändert. Stabilität liegt also vor, wenn es keine Veränderung gibt. Es gibt folgende Arten von Stabilität:
- Niveaustabilität: Der Mittelwert einer Variable bleibt über eine Gruppe von Personen erhalten.
- Korrelative Stabilität: Die interindividuellen Unterschiede in der Ausprägung eines Merkmals bleiben erhalten.
- Absolute Stabilität: Ein Merkmal ist absolut stabil, wenn es korrelativ- und niveaustabil ist.
- Ipsative Stabilität: Ipsativ stabil bedeutet, dass die Rangreihe von Merkmalen innerhalb eines Individuums gleich bleibt. Dies wird besonders bei spezifischen Interessen deutlich. Zum Beispiel interessiert sich Person "X" zum Messzeitpunkt 1 mehr dafür Computer zu spielen, als zu lernen. Wenn sich die Rangfolge dieser Interessen zum Messzeitpunkt 2 nicht verändert hat, ist sie ipsativ stabil.
- Strukturale Stabilität: In einem psychologischen Untersuchungsdesign werden oft mehrere Variablen erfasst. Dies geschieht mit verschiedenen Items (z.B. Fragebogen-Items), die jeweils eine Variable messen sollen. Wenn man die Messung dieser Variablen zweimal durchführt und dabei die Items zum zweiten Messszeitpunkt die Variable immer noch gleich gut messen wie zum ersten Messzeitpunkt, dann liegt strukturale Stabilität vor.
- Kontinuität: Kontinuität liegt vor, wenn sich interindividuelle Unterschiede über die Zeit erhalten. Aufgrund von bereits vorher bestehenden interindividuellen Unterschieden können aktuelle interidividuelle Unterschiede erklärt werden.