Kindes- und Jugendalter
Entwicklung des Selbst und der Persönlichkeit
Persönlichkeitsentwicklung
Zeitliche Stabilität
Interindividuelle Unterschiede in der Persönlichkeit verfestigen sich mit der Zeit. Anfangs gibt es eine eher geringere korrelative Stabilität (Korrelation ca. 0.3). Nach dem 3. Lebensjahr nimmt die Stabilität jedoch zu.
Diskontinuität
Diskontinuitäten in der Persönlichkeitsentwicklung lassen sich mit folgenden Punkten erklären:
- Reifungsprozesse (biologisch)
- neue Anforderungen (z.B. Einschulung)
- traumatische Ereignisse (kritische Lebensunmstände)
- sozialer Wandel (soziale Erwünschtheit von Verhaltensweisen verändert sich)
- Nicht-Passung von Person und Umwelt
goodness of fit
Der letzte Punkt der Auflistung beinhaltet den Gedanken der goodness of fit. Das versteht man unter diesem Begriff:
Definition
Unter "goodness of fit" versteht man, dass für eine günstige Entwicklung die Eltern ihr Verhalten an das Temperament des Kindes anpassen müssen.
Stufentheorie der Persönlichkeitsentwicklung
Stufentheorie
Erikson entwickelte eine Theorie der Persönlichkeitsentwicklung, die man Stufen- oder Phasentheorie nennt. Nach Eriksons Auffassung besteht jede Stufe darin einen Konflikt zu lösen. Wird der Konflikt gelöst, ist man bereit für die nächste Entwicklungsstufe. Wenn der Konflikt nicht gelöst wird, hat dies Folgen für den gesamten weiteren Lebensweg. Aus folgender Tabelle werden die einzelnen Stufen ersichtlich, wobei jeweils der ideale Entwicklungsweg beschrieben wird (vgl. Fend, 2005):
Stufentheorie EriksonsPhasentheorie Eriksons
Altersabschnitt | Stufe |
---|---|
1. Lebensjahr | Urvertrauen vs. Urmisstrauen: Hunger wird von den Eltern gestillt, Unwohlsein erleichtert, Vertrautes wiederhergestellt. Dies führt zu innerer Sicherheit. |
2./3. Lebensjahr | Autonomie vs. Scham und Zweifel: Das Kind kann sich selbst aktiv fortbewegen, da sich die motorischen Fähigkeiten immer weiter ausbilden. Zu starke elterliche Kontrolle wirkt sich negativ aus, da sich dann beim Kind nicht das Gefühl einstellt selbst etwas vollbracht zu haben. |
4./5. Lebensjahr | Initiative vs. Schuldgefühl: Der Handlungsspielraum des Kindes vergrößert sich, da es sich nun freier bewegen kann. Außerdem hat sich die Sprache schon sehr viel weiterentwickelt als in der vorherigen Phase. Das Kind hat nun die Möglichkeit seinen Willen auszuleben. Erikson sieht in dieser Phase die Entstehung des Gewissens angesiedelt. |
6. Lebensjahr | Fleiß vs. Minderwertigkeitsgefühl: Die beginnende Schulzeit ist für Erikson die Zeit der intensiven Beschäftigung mit selbstgewählten Dingen und des Tätigseins im Verbund mit anderen. Diese Zeit ist von Lernbereitschaft und der aktiven, begierigen Aufnahme der Außenwelt geprägt. Das Kind sucht die Identifikation mit Erwachsenen. |
Jugendphase | Identität vs. Identitätsdiffusion: In dieser Phase ist die Frage "Wer bin ich?" maßgeblich. Der Jugendliche entwickelt in dieser Phase Idole und Ideale, die ihm eine Perspektive verleihen. Diese Phase mündet in die eigenständige Lebensgestaltung. |
Kritik
Die Phasentheorie Eriksons hat den Nachteil, dass sie kaum empirisch bestätigt wurde. Außerdem postuliert sie pro Entwicklungsabschnitt nur ein kritisches Entwicklungsthema, was definitiv zu kurz greift.